Bezüglich des 150. Geburtstagsjubiläums von Käthe Kollwitz hat das Deutsch-Russische Jugendparlament Bonn-Kaliningrad am 18. Juni das Käthe-Kollwitz Museum in Köln besucht. Die Jugendlichen nahmen an einer öffentlichen Führung im Museum teil, die sowohl die Dauerausstellung als auch die derzeitige Sonderausstellung „Gustav Seitz-Ein Denkmal für Käthe Kollwitz“ thematisierte.
Das Käthe-Kollwitz Museum in Köln wurde 1985 gegründet und ist das erste Kollwitz Museum überhaupt. Es besitzt den international größten Bestand an Werken der herausragenden Künstlerin Käthe Kollwitz. Den Schwerpunkt der Museumsausstellung bilden die Zeichnungen und Selbstportraits Käthe Kollwitz‘. Im Bereich der Druckgraphik sind die bekannten Zyklen vorhanden wie „Ein Weberaufstand“ (1893-97) und „Bauernkrieg“ (1902-1908). Außerdem verfügt die Sammlung über alle bekannten und höchst seltenen Plakate, die Käthe Kollwitz getreu ihrer Devise Ich will wirken in dieser Zeit vornehmlich in den 1920er Jahren gegen den Krieg und für soziale Gerechtigkeit, Humanität und Frieden geschaffen hat.
1919 wurde Käthe Kollwitz als erste Frau in die Preußische Akademie der Künste aufgenommen unter gleichzeitiger Verleihung des Professorentitels Erste Holzschnitte.
Einer Partei gehörte sie nie an, empfand sich aber als Sozialistin und unterstützte einen Aufruf des Internationeln Sozialistischen Kampfbundes (ISK) zu einer Zusammenarbeit von KPD und SPD.
1933 wurde sie zum Austritt aus der Preußischen Akademie der Künste gezwungen und ihres Amtes als Leiterin der Meisterklasse für Grafik enthoben, da sie zu den Unterzeichnern des Dringenden Appells zum Aufbau einer einheitlichen Arbeiterfront gegen den Nationalsozialismus gehört hatte. 1936 wurden die Exponate der Künstlerin aus der Berliner Akademieausstellung als „Entartete Kunst“ entfernt, was einem Ausstellungsverbot gleichkam.
Nichtsdestotrotz arbeitete Käthe Kollwitz auch zu Zeiten des Nationalsozialismus an Ihren Werken weiter. Von 1934-1937 arbeitete sie an der lithographischen Folge „Tod“ und an kleineren Skulpturen und Reliefs weiter.
Im November 1943 wurde bei einem Berliner Bombenangriff auf Berlin ihre Wohnung ausgebombt; dabei wurden zahlreiche Grafiken, Drucke und Druckplatten zerstört. Sie zog 1944 auf Einladung von Ernst Heinrich von Sachsen in den Rüdenhof des Ortes Moritzburg bei Dresden, wo sie wenige Tage vor dem Ende des Krieges, am 22. April 1945, verstarb.
Eindrücke der Jugendlichen:
Sofia Schönenseifen
„Käthe Kollwitz ist eine bewundernswerte Frau, die sich nicht beeinflussen ließ und ihre Entwicklungen, ohne scheu, öffentliche machte. Man sieht, wie sie von einer jungen und schüchternen Frau zu einer selbstbewussten Künstlerin heranwuchs. Mit großer Kritik an sich selbst will sie die Menschen zum Nachdenken anregen; so zeichnete sie 1910 das Gemälde „Selbstbildnis en Face“, welches eine Schatten- sowie Lichtseite darstellt. Somit wird gezeigt, dass die Welt ungerecht ist, aber es dennoch Hoffnung gibt und dies ist beeindruckend.“
Oksana Niedree
„Ich bewundere diese Frau für ihre Stärke und Talent. Auf dem Bild ist sie als Professorin zu sehen. Sie hat ihren Traum nie aufgegeben und auch im höheren Alter weiter gearbeitet. Sie ist ein sehr gutes Vorbild für alle modernen Frauen.“
Alena Schmitz
„An Käthe Kollwitz beeindruckt mich vor allem ihre Stärke als Frau, die sich gegen alle Widerstände ihrer Zeit als Künstlerin und Akademikerin durchgesetzt hat und mit ihrer gesellschaftskritischen und modernen Arbeit die Kunstwelt bis heute nachhaltig beeinflusst hat.“
Anna Sedykh
„Käthe Kollwitz war ohne Zweifel eine bedeutende Künstlerin. Meine Sympathie für ihre Selbstbildnisse ist aufgrund der Tatsache, dass sie Spiegelbilder ihrer Seele sind. Sie hat ihr ganzes Leben lang sich reflektiert, nach innen geschaut und dann die Antworten in ihren Selbstportraits gesucht.“
Elizaveta Sedykh
„Am besten gefiel mir das Selbstportrait aus dem Jahr 1910, auf dem Käthe Kollwitz intensiv in den Spiegel schaut. Noch nie zuvor habe ich gesehen, dass eine Künstlerin in einem Bild „zwei Seiten“ eines Menschen auf diese Art und Weise darstellt. Kollwitz demonstriert durch ihre Selbstportraits ihre persönliche Weltanschauung, was sehr ungewöhnlich für die Zeit war.“
Simon Merkt
„Besonders gut hat mir gefallen, dass man in den Selbstportraits immer auch den Blick von Käthe Kollwitz auf sich selbst erkennen konnte. Bei den zwei Bildern hier zum Beispiel, zwischen deren Entstehung nur ein Jahr lag, sieht man besonders gut, wie sich ihr Selbstbild von dem eines verschüchtert wirkenden Mädchens zu dem einer selbstbewussten jungen Frau gewandelt hat.“
Jelena Kulpincevic
„Käthe Kollwitz‘ Kunstwerke wirken auch heute noch nach. Mich beeindruckt ihr Selbstbewusstsein, in schwierigen Zeiten soziale Themen bewusst in der Kunst verankert und so auf die Probleme ihrer Zeit aufmerksam gemacht zu haben. Sie war eine Kämpferin für eine sozialere Gesellschaft, was in ihren Plakaten stark zum Ausdruck kam und die auch heute noch von großer Bedeutung sind.“
Dieter Tischmann
„Alle Erwartungen des Besuchs wurden voll erfüllt. Sowohl die Führung durch das Museum als auch die umfangreiche Sammlung von Werken der Künstlerin entsprachen voll den Vorstellungen. Die Sammlung in dem Museum besteht aus umfangreichen Zeichnungen, druckgraphischen Blättern sowie Plakaten. Hinzu kommen Bleistift- und Kohlezeichnungen zu gesellschaftlichen Themen wie Familie und Politik. Besonders zu erwähnen sind jedoch die plastischen Arbeiten mit bedeutungsvollen Bronzeplastiken.“
Vitaliy Krusch
„Begeistert bin ich von dem Mut und der Stärke Käthe Kollwitz‘, die sie aufgebracht hat im Kampf gegen den Nationalsozialismus. Besonders beeindruckt bin ich von ihrer Tat, den „Dringenden Appel“ gegen die Herrschaft der Nationalsozialisten unterschrieben zu haben.“
Das Deutsch-Russische Jugendparlament Bonn-Kaliningrad bedankt sich ganz herzlich bei Frau Burghardt-Wessling für die äußerst informative und schöne Führung im Käthe-Kollwitz-Museum Köln sowie bei Anton Judin und Vitaliy Krusch für die Kamera und für das Fotografieren.