Am Sonntag, den 14.5.2017, veranstaltete das Deutsch-Russische Jugendparlament Bonn – Kaliningrad eine Podiumsdiskussion zur Geschichte der Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine. Geladener Gast war Prof. Dr. Martin Aust, seit 2015 Inhaber des Lehrstuhls für die Geschichte und Kultur Osteuropas an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Prof. Aust studierte Neueste Geschichte, Osteuropäische Geschichte und Politikwissenschaft an der Universität Hannover und der Freien Universität Berlin, wo er anschließend im Jahr 2002 promovierte. Seine Habilitation an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel im Jahr 2008 fertigte er zu dem Thema „Polen und Russland im Streit um die Ukraine. Konkurrierende Erinnerungen an die Kriege des 17. Jahrhunderts in den Jahren 1934 bis 2006″ an.
Die Tätigkeit als Professor für Geschichte Osteuropas bzw. Ostmitteleuropas begann Herr Aust 2009 an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie an der Universität Regensburg bis 2015, mit anschließendem Wechsel nach Bonn. Im Frühjahrssemester 2015 hielt Prof. Aust noch eine Gastprofessur am Departement Geschichte der Universität Basel. Herr Aust ist zudem Herausgeber von zahlreichen Publikationen, von denen die neueste vom C.H. Beck Verlag in München unter dem Titel „Die Russische Revolution. Vom Zarenreich zum Sowjetimperium“ im Mai 2017 erschienen ist.
Zur Podiumsdiskussion fanden etwa 30 Zuhörer den Weg ins Internationale Frauenzentrum, das freundlicherweise seinen Seminarraum zur Verfügung gestellt hatte. Viele Personen kamen selbst aus der Ukraine oder den Nachfolgestaaten der ehemaligen UdSSR und trugen gern zur Diskussion bei.
Die Moderation übernahm Parlamentsmitglied Vitaliy Krusch. Nach der Vorstellung des Professors, der vor seiner Zeit in Bonn bereits an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie an der Regensburger Universität geforscht und gelehrt hat, gab Herr Aust einen ersten Überblick über die Geschichte der Ukraine. Er berichtete über die Gründung der Kiewer Rus im 9. Jahrhundert durch verschiedene ostslawische Stämme, die Aufteilung zwischen Polen und Litauen ab dem 14. Jahrhundert und das südukrainische, osmanisch protegierte Krim-Khanat. Mit Unterstützung durch Vitaliy Krusch, der aufgrund seiner ukrainischen Herkunft seine Erfahrungen und Wissen beisteuern konnte, arbeitete Herr Aust sich anschließend durch das 18. Jahrhundert, in dem Russland in der Ukraine eine wichtige Rolle übernahm und, unter anderem, unter Katharina der Großen mit der Ansiedlung von Deutschen in den bislang kaum bewohnten Steppengebieten der Ukraine begann. Der westliche Teil des Landes verblieb beim Habsburgerreich. Es folgte ein Einblick in die jüngeren Ereignisse ab den 1990er Jahren bis zur Gegenwart.
Dankenswerterweise war Prof. Dr. Aust bereit, den eigentlichen Zeitrahmen der Veranstaltung deutlich zu sprengen, um noch möglichst viele Fragen der sehr interessierten Zuhörer zu beantworten. Das Deutsch-Russische Jugendparlament Bonn – Kaliningrad und Prof. Dr. Aust haben sich bereits darauf verständigt, in Zukunft gern weitere gemeinsame Veranstaltungen zu planen. Wir hoffen wieder auf eine rege Teilnahme und ähnlich leidenschaftliche Diskussionen und bedanken uns herzlichst.